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Bild, Raum und Politik in den Arbeiten von Sabine Bitter und Helmut Weber
Die Arbeiten von Sabine Bitter und Helmut Weber, die seit 1993 enstanden sind, werden immer wieder mit dem Begriff Urbanismus beschrieben bzw. als eine Form der Bearbeitung des urbanen / architektonischen Raumes verstanden. Diese Fokusierung greift jedoch im Wesentlichen zu kurz. Zwar hat sich das Interesses der Künstler immer mehr auf den Raum konzentriert, den öffentlichen Raum, den Stadtraum, aber auch den Wohnraum und die angeeigneten Räume spezifischer sozialer Gruppen, doch erscheinen diese Räume in ihren Arbeiten nicht als architektonisches oder urbanistisches Phänomen, sondern vor allem als Bild, als Formation von Bildern, als ein kulturelles, ideologisches Repräsentationssystem, das die Räume beschreibt, befestigt, das es den Räumen erlaubt, jenseits ihres Ortes innerhalb urbaner Systeme zu zirkulieren, sich als Mythos, als Emblem der Macht oder der Romantik, in gesellschaftliche Erzählungen einzuschreiben.
Der Kontext der Artikulationen der Arbeiten von Sabine Bitter und Helmut Weber, wie er in Arbeiten wie "On Formation" (1994 95), "image.source" (2000), oder "Bronzeville" (2005) formuliert wird, ist nicht nur der urbane Raum, die urbane Architektur, sondern im Wesentlichen die vielfältigen visuellen Praxen, die die Vorstellungen über diese Räume produzieren. Wenn es dabei um die Prozesse der Aneignung, Transformation, der Re-Territorialisierung von öffentlichen, institutionellen, halb-öffentlichen oder privaten Räumen geht, dann im Sinne einer kritischen Überarbeitung der daran gekoppelten Repräsentationssysteme und -ideologien. "In anderen Worten: Das 'wirkliche' soziologische Objekt ist in diesem Fall Bild und vor allem Ideologie." (Henri Lefèbvre)
Diese Debatte des Urbanen als eine Debatte über Bilder, Blicke und Repräsentationsverhältnisse kann wiederum nur vor dem Hintegrund gegenwärtiger Diskurse um die Ökonomisierung der Stadt, um die Verwandlung städtischer Strukturen in Standortfaktoren, um den nachhaltigen Mythos der europäischen Stadt und die Ausblendung deren kolonialer Grundlagen bzw. deren neo-kolonialer Ideologietransfers, um Modernismus als permanentem kulturellem Untoten, um die Mediatisierung von gesellschaftlichen Austauschverhältnissen und um die voranschreitende Technologisierung der Kultur im Allgemeinen geführt werden.
Aus diesem Grund arbeiten Bitter / Weber an exemplarischen Beispielen für eine in sich verschränkte Repräsentationsgeschichte, in die Bild, Raum, Politik und Architektur verwoben sind. Die Intervention in und die Kritik an der "Vorherrschaft des Globalen, des Logischen und des Strategischen", wie es sich in der Verschränkung von Urbanismus, Architektur und visuellen Repräsentationssystemen manifestiert, wird als Intervention in Bildformationen realisiert. Der Fokus dieser verschiedenen Interventionen richtet sich dabei allerdings vor allem auf die jeweils zugrundeliegenden kulturellen Subtexte, die gleichzeitig der "main plot" von Herrschafts- und Disziplinarsystemen sind. Das Bild wird bei Sabine Bitter und Helmut Weber zum Schauplatz von Eingriffen, die das Bild als ein Handlungsmoment und ein Handlungsfeld im Bereich globaler soziolpoltischer Terrains bestimmen.
Reinhard Braun
Auszug aus einem Essay, der im Septenber 2005 in der Publikation
BitterWeber, LIVE LIKE THIS!, Edition Camera Austria, Graz 2005
gemeinsam mit Texten von Catherine David, Neil Smith und Jeff Derksen, sowie einem Künstlergespräch mit Bik Van der Pol, Ken Lum, Andrea Geyer, Jayce Salloum, Marina Gr?ini?, David Thorne und Julia Meltzer (Speculative Archive) erscheinen wird.
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